Der Mikrokredit für Unternehmensgründer in Deutschland und sein Ursprung

Mikrokredite in Deutschland

Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich bei einem Mikrokredit um vergleichsweise niedrige Beträge. In der Regel geht es dabei um dreistellige Summen, hin und wieder auch um Geld in Höhe von 1.000 Euro oder etwas mehr.

Für die meisten Existenzgründer ist ein solcher Mikrokredit ausreichend, um ihrem Gewerbe auf die Beine zu helfen. Da das Risiko für den Geldgeber oft hoch ist, fallen auch die Zinssätze entsprechend aus: Fast doppelt so hoch liegen diese, im Vergleich zu herkömmlichen Ratenkrediten. Um das Rückzahlungsrisiko abzumildern werden Mikrokredite deshalb häufig gruppenweise vergeben. Bei dieser Vorgehensweise erhält zunächst immer nur eine Person die gewünschte Summe, während die anderen als Bürgen dienen. Erst wenn ein Kredit vollständig zurückgezahlt worden ist, erhält der nächste sein Geld, wobei wiederum der Rest des Personenkreises bürgt.

Mikrokredit in DeutschlandWas ist ein Mikrokredit?

Zwar leben selbst einkommensschwache Menschen in Deutschland normalerweise weit über dem Standard, wie er in Entwicklungsländern vorzufinden ist, dennoch wird der Vergabe von Kleinkrediten das gleiche Ziel verfolgt. Zahlreiche Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Zukunft für sich sehen und die eine Erfolg versprechende Geschäftsidee haben, nehmen ein solches Darlehen auf. Daran zeigt sich, wie wichtig diese Form der Entwicklungshilfe selbst in großen Industriestaaten ist. Auch ohne den hohen existentiellen Druck, wie er in ärmeren Regionen der Welt auf weiten Teilen der Bevölkerung lastet, zielen Mikrofinanzierungen hierzulande auf das gleiche Motto ab: Die Hilfe zur Selbsthilfe. Lediglich in der Art der Vergabe bzw. den Konditionen unterscheiden sich Mikrokredite in Deutschland und Europa meist leicht von der vorherrschenden Praxis in Indien oder Bangladesh.

Vielmehr gilt hier das Prinzip der Genossenschaften des 19. Jahrhunderts, die schon damals nach dem Motto „Einer für alle und alle für Einen“ verfuhren. Solche Genossenschaften haben nichts von ihrer Stärke verloren und bieten gerade Kleinunternehmern viele Vorteile. Sei es ein Zusammenschluss mit anderen Unternehmen aus der gleichen Branche oder die regionale Verbindung von Firmen: Durch die gegenseitige Unterstützung gewinnen alle Beteiligten an Sicherheit und die Wahrscheinlichkeit, dass der Mikrokredit sinnvoll und nachhaltig eingesetzt wird, ist größer.

Wie ist der Mikrokredit entstanden?

Die Idee des Mikrokredits stammt ursprünglich aus Entwicklungsländern. Personen oder Gruppen, die ein eigenes Unternehmen gründen und damit ihre Existenz sichern wollen, profitieren von dem Kreditmodell.

Populär wurde der Mikrokredit zunächst in Bangladesh, wo er insbesondere den ärmeren Bevölkerungsschichten die Geschäftsgründung ermöglichen sollte. Die Idee dazu hatte Muhammad Yanus, der mit solchen Darlehen z. B. Slum-Bewohnern einen gesellschaftlichen Aufstieg ermöglichte. Ein typisches Beispiel für die Nutzungsart eines Mikrokredits war hier etwa die Einrichtung eines Telefonanschlusses. Dieser konnte vom Inhaber daraufhin kostenpflichtig anderen Menschen aus der Nachbarschaft zur Verfügung gestellt werden. Einfache Geschäftsmodelle mit einmaliger Investition, wie dieses, konnten und können durch die Kleinstdarlehen vielen Menschen in Entwicklungsländern helfen, ihre Situation zu verbessern, weshalb Muhammad Yanus sogar der Friedensnobelpreis für sein Engagement verliehen wurde. Auch finanziell erwies sich sein Konzept der Kleinkredite für Unternehmensgründer als Erfolg. Nach kurzer Zeit gründete er selbst sein eigenes offizielles Finanzinstitut: Die Garmeen Bank.

Ein Mikrokredit ist kein Kleinkredit!
Häufig ist von Kleinkrediten und Minikrediten die Rede – Begriffe, die wohl aufgrund ihrer Bezeichnungen oft als Synonyme für den Mikrokredit herhalten müssen. Diese müssen jedoch klar voneinander abgegrenzt werden, da der Mikrokredit ausschließlich für Unternehmer in der Gründungsphase gedacht ist. Normale Mini- und Kleinkredite sind hingegen Darlehen, die i. d. R. an Privatpersonen vergeben werden und andere Konditionen aufweisen. Gemein haben diese Kreditformen mit dem eigentlichen Mikrokredit höchstens die geringe Summe oder eine kurze Laufzeit.

Die Vorteile der Mikrofinanzierung

Ein gewöhnlicher Kredit ist nicht immer die beste Wahl, wenn es darum geht, sich den Start in die Kredit für Selbstständige und Freiberufler zu ermöglichen. Zwar liegen die Zinsen in aller Regel deutlich unter dem Satz, wie er bei Mikrokrediten zu finden ist, doch sind die Hürden ein solches Darlehen überhaupt zu erhalten, viel höher. Auch stellen die langen Laufzeiten nicht selten eine zu hohe dauerhafte Belastung für einen Kleinunternehmer dar. Immer wieder geraten Menschen dadurch in eine Schuldenfalle, aus der sie aus eigener Kraft nicht mehr herausfinden. Mikrokredite sind hingegen ideal, um eine kurzfristige Finanzierungslücke zu überbrücken. Bei Einzelunternehmen entscheiden oft bereits wenige hundert oder tausend Euro über den Fortbestand der Firma. Der Mikrokredit als Entwicklungshilfe ist zudem nicht nur eine reine Geldtransaktion. Um den Menschen wirklich helfen zu können, gehen mit der zweckgebundenen Vergabe üblicherweise auch umfassende Beratungen einher, die die neuen Gewerbetreibenden in dem Aufbau ihres Unternehmens unterstützen sollen. Dabei wird marktwirtschaftliches Wissen vermittelt und das unternehmerische Denken gefördert. Besonders Frauen in stark patriarchalen Gesellschaftsstrukturen soll mit Mikrofinanzierungen zu mehr Sicherheit und Unabhängigkeit verholfen werden.

Die Schattenseiten der Mikrofinanzierung

Dass Mikrokredite kein Wundermittel gegen die Armut sein können, erschließt sich schon aus dem marktwirtschaftlichen Grundgedanken, der auch dieser Form der Finanzierung anhängt. Zudem unterscheiden sich die Bedingungen der Anbieter von Mikrokrediten inzwischen deutlich voneinander. Zwar wurden und werden mit Mikrofinanzierungen vielen Menschen geholfen und in manchen Regionen der Lebensstandard ganzer Bevölkerungsschichten verbessert, doch handelt es sich immer noch um ein kapitalistisches und kein rein wohltätiges Modell. Wo zu Anfang die Idee der Hilfe zur Selbsthilfe im Mittelpunkt stand, geht es immer mehr Instituten vor allem um die eigenen Gewinnaussichten.

Hauptproblem sind dabei meist die extrem hohen Zinssätze, die manch einem Kreditnehmer das Genick brechen. Nicht immer kann der Firmengründer seine Schulden tilgen und so schlägt bisweilen die Sicherheit, die durch die parallele Involvierung mehrerer Kreditnehmer gestärkt wird, in sozialen Druck um, den der Zahlungsunfähige schnell zu spüren bekommt. Wie dramatisch sich so eine Situation entwickeln kann, zeigen einige traurige Beispiele aus Andhra-Pradesh im Süden Indiens. Hier begingen mehrere Frauen Suizid, nachdem sie mit der Rückzahlung ihres Kredits zu sehr in Rückstand geraten waren. Da die Forderungen mit dem Tod erloschen, hofften sie, mit diesem Schritt ihre Familien zu schützen.